Mit dem Letzen Abendmahl hat Leonardo da Vinci der Menschheit ein großartiges und zugleich rätselhaftes Werk hinterlassen. Viele Fragen bleiben unbeantwortet und das Wandbild bleibt wunderbar und geheimnisvoll. Enthält das Abendmahl versteckte Botschaften?

Das Letzte Abendmahl (Ansicht auf dem Stadtplan)

Die Entstehung des Wandbildes

Leonardo da Vinci lebte und arbeitete von 1482 bis 1499 für den Herzog von Mailand, Ludovico il Moro, am Castello Sforzesco.

Um sich ein Denkmal zu setzen, hatte sich der Fürst die Kirche Santa Maria delle Grazie als Mausoleum für seine Familie ausgesucht. Als Krönung dafür gab er den Auftrag für das Letzte Abendmahl. Leonardo da Vinci war damals bereits ein bekannter und geschätzter Künstler. Er erhielt 1494 den Auftrag für das Wandgemälde im Refektorium der Kirche Santa Maria delle Grazie, das das Herzstück des Mausoleums werden sollte.

Leonardo benötigte mehr als 4 Jahre für das Bild. Er zeichnete unendlich viele Skizzen, beobachtete Menschen im Alltag, studierte die Anatomie und meditierte oft tage- und nächtelang über dem Bild. Die Mönche, die im Refektorium ihr Essen einnahmen, mussten mit der ständigen baustelle leben und beschwerten sich beim Fürst. Aber Leonardo da Vinci ließ sich fast fünf Jahre Zeit für die Gestaltung der Wand des Refektoriums im Dominikanerkloster der Kirche Santa Maria delle Grazie.

Der Erfolg gab ihm Recht. Durch die räumliche Darstellung der Tiefe des Raumes und durch die im Hintergrund gemalten Fenster, hat Leonardo da Vinci seinem "Ultima Cena" Licht- und Schatteneffekte verliehen, die Jesus in der Bildmitte noch leuchtender erscheinen lassen.

Die Szene des Abendmahls und die Anordnung der Apostel

Die Anordnung der dargestellten Heiligen in Gruppen zu jeweils drei Personen verleihen dem Bild Dramatik und Realität. In der Mitte sitzt Jesus, ruhig in seiner Verkündigung. Um ihn herum die empörten Jünger, ausgedrückt durch ihre heftige Gestik und Mimik sowie die Haltung ihrer Hände.

Jesus in der Mitte seiner Apostel
Jesus als Einzelfigur im Zentrum der Gruppen der Jünger

Was tun die Apostel im Letzten Abendmahl-Gemälde von Leonardo da Vinci?

Das Letzte Abendmahl schildert die verschiedenen Reaktionen der einzelnen Apostel:

  1. Linke Gruppe: Bartholomäus, Jacob und Andreas sind überrascht.
  2. Gruppe halblink: Judas Ischariot ist im Schatten und wird überrascht von der plötzlichen Offenbarung. Er ist in horizontaler Linie der niedrigste in der Malerei. Petrus sieht wütend aus und Johannes scheint ohnmächtig.
  3. Gruppe halbrechts: Thomas ist aufgeregt; der erhobene Zeigefinger deutet seine Ungläubigkeit der Auferstehung. Jakob der Ältere sieht betrübt aus, mit seinen Armen in der Luft und Philip scheint eine Erklärung zu fordern.
  4. Gruppe rechts: Sowohl Thaddäus als auch Matthäus sind in Richtung Simon gewandt, vielleicht, um herauszufinden, ob er eine Antwort auf die anfänglichen Fragen weiß.
Apostel Bartholomäus, Jacob, Andreas
Linke Gruppe (v.l.n.r.): Bartholomäus, Jacob, Andreas + Hand mit Messer
Apostel Judas, Petrus, Johannes
2. Gruppe v.l.n.r.: Judas, Petrus, Johannes - Mysteriöse Hand mit Messer
Apostel Thomas, Jacob und Philip
3. Gruppe (v.l.n.r.) Thomas, Jacob d.Ä., Philip
Apostel Matthäus, Thaddeus und Simon
Rechte Gruppe (v.l.n.r.) Matthäus, Thaddeus, Simon

Das Gemälde stellt die Szene des Letzten Abendmahls dar, in der Jesus mit seinen Aposteln in Jerusalem zusammensitzt. Es ist der Moment eingefangen, als Jesus bekannt gibt, dass einer von ihnen ihn verraten würde. Was danach geschah, kann man in der Bibel nachlesen. Jesus wurde dem römischen Statthalter Pilatus vorgeführt, der über ihn richten sollte. Doch das Volk forderte lautstark seinen Tod. So wurde Jesus mit einer Krone aus Dornenzweigen auf dem Kopf zu seiner Kreuzigung geführt. In Rom befindet sich die Heilige Treppe, die aus ursprünglich Jerusalem stammt, und über die Jesus zu Pilatus geführt wurde.

Maltechnik

Entgegen der üblichen bewährten Technik für Wandfresken wendete Leonardo da Vinci für "Das letzte Abendmahl" eine Technik aus Öl und Tempera an, durch die er atmosphärische Effekte und eine besondere Stimmung zauberte.

Der große Nachteil dieser Technik bestand darin, dass schon bald die Farbe verblasste. Die übliche Freskotechnik kam für da Vinci nicht in Frage. Bei dieser Technik muss in kurzer Zeit der gesamte Bereich bemalt werden, der dafür vorbereitet wurde. Ein Übermalen oder Korrigieren ist nicht mehr möglich.

Die Zusammensetzung seiner Farben hatte ich Leonardo da Vinci selbst ausgedacht, leider war sie nicht für die Ewigkeit bestimmt.

Verfall und Restaurierung

Schon bald nach der Fertigstellung des Abendmahls verlor die Wandmalerei ihre lebendige leuchtende und klare Originalfarbe und damit an Ausstrahlung. Die feuchte Nordwand sog die Farbe auf. Verstärkt wurde dieser Prozess noch dadurch, dass eine Tür in die Wand in der unteren Mitte des Bildes in den Speisesaal eingebracht wurde, die damit das Bild in zwei Teile teilte. Hinter der Tür befand sich die Küche. Die austretenden Küchendämpfe taten das ihrige zum Verblassen der Farben. Leider ist von der ursprünglichen Malerei wegen der Einwirkung von Feuchtigkeit nur wenig übriggeblieben.

Es gab zahlreiche Restaurierungsversuche, den ersten im Jahre 1726 von Michelangelo Bellotti, eine weitere Wiederherstellung wurde 1770 versucht.

Im Jahr 1796 nutzten die französisch revolutionären anti-klerikalen Truppen das Refektorium als Waffenkammer, warfen Steine auf die Malerei und kratzen den Aposteln die Augen aus, wodurch das Gemälde schwer beschädigt wurde.

Später, im Jahre 1821 wurde ein Experte hinzugezogen, um das Gemälde zu entfernen und zu an einen sichereren Ort zu bringen, aber er beschädigte die Malerei stark und versuchte, die Abschnitte mit Leim wieder zu befestigen. Danach wurde das Gemälde mehrmals gereinigt und restauriert.

Das Letzte Abendmahl überlebte einen Bombenangriff der Alliierten 1943 wie durch ein Wunder.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Refektorium 1943 von einem anglo-amerikanischen Bombenangriff getroffen. Das Kloster wurde durch die Fliegerbombe der Alliierten 1943 schwer beschädigt. Glücklicherweise hatte man vorgesorgt. Ein Schutz aus Sandsäcken sorgte dafür die Malerei nicht durch Bombensplitter getroffen wurde. Die gesamte Wand "Das Letzte Abendmahl" blieb unversehrt, aber wahrscheinlich kam es zu weiteren Schädigungen durch die bebende Erde.

Von 1951 bis 1954 wurde eine weitere Reinigungs- und Stabilisierungs-Restaurierung durchgeführt.

Ein von 1978-1999 durchgeführtes großes Restaurierungsprojekt unter der Leitung von Pinin Brambilla BARCILON dauerte 21 Jahre. Während der aufwendigsten Restaurierung der Geschichte wurden mehrere Schichten der bei vorangegangenen Restaurationen aufgetragenen Farben mühevoll wieder entfernt.

Am 28. Mai 1999 wurde das Wandbild wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

Seitdem ist das Letzte Abendmahl für Besucher geöffnet und es vergeht kaum ein Tag, an dem es nicht ausverkauft ist. Heute sind es die Umweltverschmutzung und die nicht abreißenden Besucherströme, die dem Werk zusetzen. Es wurde eine neue Klimaanlage installiert und Besucher werden vor dem Eintritt durch eine SChleuse geführt, um Temperatur und Luftfeuchtigkeit konstant zu halten.

500 Jahre Leonardo da Vinci

Monumento a Leonardo da Vinci
Leonardo-da-Vinci-Denkmal

500 Jahre Leonardo da Vinci (Anchiano, 15. April 1452 – Amboise, 2. Mai 1519

Anlässlich des 500. Todesjahres von Leonardo da Vinci wurde das Jahr 2019 dem Genie mit zahlreichen Veranstaltungen gewidmet. Für drei Monate wurde die private Sammlung der Königin Elisabeth II mit den originalen Skizzen Leonardos, der er und seine Schüler zum Abendmahl anfertigten, im Refektorium der Kirche Santa Maria delle Grazie ausgestellt. Zehn originale Vorbereitungsskizzen aus der königlichen Sammlung des Windsor Castle waren zu sehen, darunter sieben Vorbereitungsblätter von Leonardo Da Vinci und drei Zeichnungen von seinen Schülern Cesare da Sesto und Francesco Melzi.

Einige interessante Fakten über das Letzte Abendmahl

Das Letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci ist das meist kopierte Bild aller Zeiten, es ist eine der weltweit bekanntesten und untersuchtesten Malereien und wurde Protagonist von Romanen und Filmen. Es ist auch unter den Namen Da Vinci’s Abendmahl, Last Supper oder Cenacolo bekannt.

Im "The Da Vinci Code" von Dan Brown wurden angeblich versteckte Botschaften oder Hinweise in der Malerei gefunden. Dies hat den Tourismus nochmals angekurbelt und es kommen immer mehr Besucher, um das Abendmahl zu besuchen. Entdecken Sie bei einer geführten Tour, was daran wahr ist.

Das Abendmahl ist auch Mittelpunkt von Gemälden von Künstlern wie Salvador Dalí, Andy Wahrol und australischen Künstlerin Susan Dorotea Weiß. Es wurder auch Skulpturen aus verschiedenen Materialien von Marisol Escobar hergestellt. Man findet die Darstellung in zahlreichen Kirchen in aller Welt und als Skulptur auf dem Monumentalfriedhof in Mailand.

Wussten Sie, dass sogar eine Kopie des Letzten Abendmahls ganz aus Schokoladensirup hergestellt wurde? Es ist die unglaubliche Arbeit von dem modernen Künstler Vik Muniz! Nicht so viele Menschen wissen, dass es zwei frühe Exemplare des Letzten Abendmahls gibt, fast so groß wie das Original und wahrscheinlich von Leonardos Assistenten gemalt: Ein Exemplar befindet sich in der Sammlung der Royal Academy of Arts, London, und das andere ist in der Kirche von St. Ambrogio in Ponte Capriasca, in der Schweiz.

Eine sehr schöne Darstellung des Abendmahls ist im Refektorium der Certosa di Pavia zu sehen.

Öffnungszeiten und Tickets Abendmahl Mailand

Jeweils maximal 30 Personen besichtigen das einmalige Meisterwerk im klimatisierten Refektorium pro Durchgang von 15 min. Aus allen Ländern der Welt reisen die Menschen eigens an, um dieses Meisterwerk zu besichtigen. Entsprechend groß ist der Run auf die Tickets und diese sind fast immer ausgebucht. Wir empfehlen die Besichtigung des Wandbildes innerhalb einer geführten Tour, dann erhalten Sie das heiß begehrte reservierte Ticket automatisch dazu.

Aber selbst organisierte Führungen, die die Besichtigung des letzten Abendmahls enthalten, sind in den Hauptreisemonaten (März, April, Mai, Juni, September, Oktober) sehr schnell ausgebucht.

Unser Tipp: Kümmern Sie sich bereits vor Ihrer Reise nach Mailand um den Besichtigungstermin. Jeden Tag kommen viele Touristen zur Kirche Santa Maria delle Grazie und müssen traurig wieder gehen, weil vor Ort keine Tickets erhältlich sind. Ersparen Sie sich diese Enttäuschung.